HARTHEIM-BREMGARTEN. Unfall 6
Die Ikarus C 42 stürzte ab, ihre Insassen wurden schwer verletzt.(Ein Besatzungsmitglied ist später verstorben) Das beschädigte Jagdflugzeug und ein zweites, mit dem es in Formation flog, konnten glimpflich landen.
Die beiden Verletzten, ein Fluglehrer des UL-Sport-Zentrums in Bremgarten und ein Pilot aus der Schweiz, mit dem er auf einem Überprüfungsflug war, wurden per Helikopter in die Unikliniken Freiburg und Basel gebracht. Sie seien außer Lebensgefahr, war vom Leiter der Flugschule, Wolfram Walter, und von Roman Staudt von der Kripo Müllheim zu erfahren. Staudt ermittelt gegen die Jak-Piloten wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung und des gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr. Es soll sich um ausländische Privatbesitzer der Oldtimer-Flugzeuge handeln, die in der Flugwerft der Gebrüder Meier in Bremgarten geparkt und gewartet werden.Die Ermittlungen, an denen die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen beteiligt ist, waren am Montag noch nicht abgeschlossen. Die Fachleute vermuten aber diesen Hergang: Der mit höchstens 120 Stundenkilometern relativ langsame Ultraleichtflieger hatte Richtung Süden zur Landung angesetzt, als sich die schnelleren Jaks in Formation von hinten näherten. Einer von ihnen rasierte dem Kleinflugzeug beim Zusammenstoß ein Drittel der Tragfläche weg, was die Ikarus augenblicklich wegsacken ließ.
Einem der Insassen, womöglich dem Fluglehrer, muss es noch gelungen sein, am Knopf zwischen den Sitzen den Fallschirm zu ziehen, der den Sturz abbremste. Dennoch zerschellte die Maschine auf einer Wiese. Die Verletzten waren bei Ankunft der Retter nicht bei Bewusstsein. Einer musste mit schwerem Gerät aus dem Cockpit befreit werden. In der Umgebung fanden sich in weitem Umkreis Wrackteile, darunter eines von der Jak-Maschine. Diese steht nun – beschlagnahmt – im Hangar der Firma Meier.
Den Tower (gemeint ist der Türmer) des Flugplatzes trifft, wie eine Fluglehrerin auf Befragen versicherte, keine Schuld, da es sich bei Bremgarten nicht um einen "kontrollierten Flugplatz" handele. Die Piloten erhielten zwar Informationen zu Wind und Wetter, starten und landen aber müssten sie auf Sicht und auf eigenes Risiko. Allerdings gebe es eine gemeinsame Funkfrequenz; auf dieser hätten die Yak-Piloten, so war zu hören, einen Überflug in Formation angekündigt.
"Er hat den Ultraleichtflieger ganz sicher nicht gesehen", vermutet die Fluglehrerin über den Unglückspiloten. Auch Achim Meier von der Werft, die die Jaks wartet, glaubt nicht an Piloten-Leichtsinn. "Diese Tragödie schockt ihn, er ist ganz fertig und braucht ärztlichen Beistand." Zur Identität des Mannes und seines Kollegen im anderen Flugzeug wollte Meier sich nicht äußern. Blutproben, denen sich die beiden unterziehen mussten, haben laut Ermittler Staudt keine Auffälligkeiten ergeben.
Staudt bittet Zeugen, die die Kollision beobachtet haben, sich bei der Kripo in Müllheim zu melden. Das abgestürzte Kleinflugzeug war nach Angaben von Flugschulleiter Walter fünf Jahre alt und hatte einen Wert von 40.000 Euro. Der Wert eines Jak-Oldtimers wird auf das Zehnfache geschätzt. Wie es heißt, werden diese Raritäten hauptsächlich von vermögenden Besitzern geflogen. Die Flugeigenschaften einer Jak erforderten "spezielles Können".
Es war der dritte schwere Flugunfall in Baden-Württemberg innerhalb weniger Tage nach Kollisionen in Ellwangen (Unfall2) und Fronreute.
|